Covid-19:Corona-Pandemie ist laut WHO weiter internationaler Gesundheitsnotstand

Covid-19: Die Corona-Pandemie ist für die WHO laut deren Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus (hier im Dezember 2021) nach wie vor ein internationaler Gesundheitsnotstand.

Die Corona-Pandemie ist für die WHO laut deren Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus (hier im Dezember 2021) nach wie vor ein internationaler Gesundheitsnotstand.

(Foto: Salvatore Di Nolfi/dpa)

Die Weltgesundheitsorganisation erhält die "Gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite" aufrecht, die sie Ende Januar 2020 wegen Covid-19 ausgerufen hatte. Die Pandemie ist nach Ansicht ihres Notfallausschusses noch nicht beendet.

Von Christina Berndt

Die weltweite Corona-Notlage besteht weiter. Zu diesem Schluss ist die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Montag nach der Sitzung ihres Notfallausschusses gekommen. Das Komitee aus unabhängigen Experten hatte am vergangenen Wochenende getagt und der WHO empfohlen, die "Gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite" aufrechtzuerhalten. Diese hatte die Organisation am 30. Januar 2020, also vor drei Jahren, wegen des Coronavirus ausgerufen. Die Pandemie ist damit nach Ansicht der Expertinnen und Experten noch nicht beendet.

Die Pandemie sei jedoch wahrscheinlich "an einem Übergang" angelangt, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag in Genf. Nun gelte es, diese Übergangsphase vorsichtig zu bewältigen. Der Ausschuss sei sich einig, dass Covid-19 weiter eine gefährliche Infektionskrankheit sei, die der Gesundheit und den Gesundheitssystemen erheblichen Schaden zufügen könne. Zudem hätten die Überwachung und die genetische Sequenzierung weltweit abgenommen; dadurch sei es schwierig geworden, bekannte Varianten zu verfolgen und neue zu entdecken. Covid-19 greife in manchen Ländern stark um sich und töte immer noch viele Menschen. So seien der WHO in den vergangenen acht Wochen rund 170 000 Todesfälle aus aller Welt im Zusammenhang mit Covid-19 gemeldet worden.

Die WHO kann eine Pandemie nicht offiziell ausrufen oder für beendet erklären

Der Begriff "Pandemie" ist allerdings kein offizieller Begriff. Von einer Pandemie sprechen Expertinnen und Experten, wenn eine Epidemie die gesamte Welt erfasst. Üblicherweise wird der Begriff nur verwendet, wenn ein neuartiger Erreger eine schwere Erkrankung hervorruft. Mitunter werden aber auch andere Erkrankungen aufgrund ihrer weltweiten Verbreitung als pandemisch bezeichnet, so sprach Lothar Wieler, der Präsident des Robert-Koch-Instituts, jüngst von der Adipositas-Pandemie, der Diabetes-Pandemie und der Pandemie der Krankheiten mit antibiotikaresistenten Keimen, auf die sich der Fokus der Menschen nun wieder verstärkt richten müsse.

Der Begriff "Pandemie" kommt also gar nicht im Repertoire der WHO vor - sie kann eine Pandemie somit formell weder ausrufen noch für beendet erklären. Stattdessen gibt es in ihren Statuten, den Internationalen Gesundheitsvorschriften, jenen Begriff der "Gesundheitlichen Notlage internationaler Tragweite", auf Englisch "Public Health Emergency of International Concern" (PHEIC), auf Deutsch mitunter auch mit "Notstand" übersetzt. Das ist die höchste Alarmstufe, die die WHO verhängen kann, wenn eine Krankheit weltweit die Gesundheit vieler Menschen bedroht. In der Regel geht es dabei um eine sich schnell von Mensch zu Mensch verbreitende Infektionskrankheit. Konkrete Auswirkungen hat das Ausrufen der Internationalen Notlage aber noch nicht; jedes Land entscheidet stets selbst, welche Maßnahmen es ergreift oder aufhebt. Vielmehr will die WHO mit der Proklamation des Notstands Regierungen wachrütteln, damit diese sich auf eine Bedrohung einstellen.

Ende 2022 hatte WHO-Generaldirektor Tedros gesagt, er hoffe, dass der globale Gesundheitsnotstand wegen der Corona-Pandemie 2023 aufgehoben werden könne. Die Hoffnung sei, im nächsten Jahr zu sagen: "Dies ist keine Pandemie mehr." Das Virus werde zwar bleiben, auch werde es in einzelnen Regionen immer wieder zu Problemen mit dem Virus kommen, aber die Welt habe mittlerweile Werkzeuge wie Impfstoffe, Medikamente und Verhaltensregeln, um damit fertig zu werden. Er hatte aber keinen konkreten Zeitpunkt genannt.

In Deutschland hatten Experten bereits von einem Ende oder nahenden Ende der Pandemie hierzulande gesprochen. So sagte der Virologe Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (Stiko), bereits Ende Oktober im Bayerischen Rundfunk, dass das Coronavirus endemisch geworden sei. Von einer Endemie spricht man, wenn eine Krankheit in einer Region heimisch geworden ist und dort zwar viele Menschen erfasst, aber keine außergewöhnlichen Probleme mehr mit sich bringt. Kurz nach Weihnachten erklärte dann Christian Drosten, Direktor der Virologie an der Berliner Charité, im Tagesspiegel, dass die Pandemie in Deutschland bald vorbei sein werde. Politiker forderten daraufhin ein Ende aller Corona-Maßnahmen in Deutschland. Seine Äußerung sei allerdings oft missverstanden worden, betonte Drosten jüngst im NDR-Podcast "Coronavirus Update": Er habe die Pandemie in Deutschland nicht für beendet erklärt. Vielmehr gehe er davon aus, dass nach diesem Winter der endemische Zustand erreicht sei.

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