Verkehr:Mit der Seilbahn über die Isar

Verkehr: Der Weg über die Grünwalder Brücke ist für Fußgänger und Radfahrer beschwerlich.

Der Weg über die Grünwalder Brücke ist für Fußgänger und Radfahrer beschwerlich.

(Foto: Martin Siepmann/imago/imagebroker)

Die Hochufer in Grünwald und Pullach sind steil, Gondeln für bis zu 30 Menschen, Kinderwägen und Fahrräder könnten nach einer neuen Studie die Lösung sein. Der Landkreis München denkt aber auch über eine Alternative nach.

Von Martin Mühlfenzl

Der Traum von der Seilbahn hoch über dem Isartal lebt. Die Idee, in Gondeln von Isarhochufer zu Isarhochufer zu schweben, hat ja auch einen gewissen Charme - und sie erfüllt vor allem einen äußerst wichtigen Faktor: Das Nutzen-Kosten-Verhältnis einer Seilbahn zwischen den Gemeinden Pullach und Grünwald fällt einer Untersuchung des Planungsbüros Intraplans zufolge positiv aus, was zwingend erforderlich ist, um vom Bund finanziell gefördert werden zu können. Vor allem deshalb hat der Mobilitätsausschuss des Kreistags am Montag entschieden, die Realisierung einer Isarquerung mit einer Seilbahn in einer Machbarkeitsstudie untersuchen zu lassen - zusammen mit der Prüfung einer Brücke für Fußgänger und Radfahrer als möglicher Alternative.

Bisher ist vor allem für Spaziergänger und Radler der kurze Weg von Grünwald nach Pullach oder in umgekehrter Richtung eine ziemliche Qual und äußerst umständlich. Die Grünwalder Brücke ist die einzige, direkte Verbindung zwischen den beiden Kommunen und von den Platzverhältnissen her sehr beengt. Zudem ist der Anstieg in der Pullacher Dr.-Carl-von-Linde-Straße nach Höllriegelskreuth insbesondere für Fahrradfahrer sehr steil; die Wege für Fußgänger am Pullacher Hochufer weisen ebenfalls starke Steigungen aus und sind teils sanierungsbedürftig. Die nächstgelegene Querung ist die Großhesseloher Brücke.

Verkehr: Die Großhesseloher Brücke ist die nächstgelegene Querung über die Isar.

Die Großhesseloher Brücke ist die nächstgelegene Querung über die Isar.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Eine Lösung schien sich daher im Jahr 2019 anzubieten, als Mitarbeiter des Lehrstuhls für Massivbau an der Technischen Universität München Pläne für eine separate Brücke für Fußgänger und Radfahrer vorstellten. Der Landkreis München gab zudem ein Jahr später seine große Verkehrswertuntersuchung in Auftrag, mit der mehr als 50 verkehrliche Infrastrukturprojekte im gesamten Landkreis in Augenschein genommen wurden - darunter etwa Stadtbahnen im nördlichen Landkreis oder auch Seilbahnen durchs Hachinger Tal. Und eben die Gondeln über das Isartal. Und genau dieses Projekt erfüllte mit einem Faktor von 1,3 als einziges aller untersuchten Projekte das erforderliche Nutzen-Kosten-Verhältnis.

Dass entweder eine Brücke oder eine Seilbahn zwischen Grünwald und Pullach zwingend erforderlich ist, machte in der Sitzung des Mobilitätsausschusses noch einmal Tania Campbell, Kreisrätin der Grünen, deutlich. Schließlich sei diese Querung ein wichtiger Bestandteil des Radwegenetzes des Landkreises und sichere eine durchgängige, tangentiale Verbindung für Radler aus dem östlichen Landkreis München über das Isartal bis ins Würmtal, sagte sie. Aus Sicht der Verwaltung im Landratsamt könne eine neue Querung vor allem den Grünwaldern zugute kommen als sichere Verbindung zum S-Bahnhof Höllriegelskreuth. Auch die beiden Gemeinden haben in Stellungnahmen begrüßt, dass sowohl eine Brücke als auch eine Seilbahn detailliert und ergebnisoffen untersucht werden sollen.

In den Gondeln wäre jeweils Platz für bis zu 30 Menschen

Allerdings, das machen die Ergebnisse einer naturschutzfachlichen Standortprüfung im Auftrag des Landkreises deutlich, stehen beiden Projekten hohe Hürden entgegen. Einem Bericht des Fachbüros Terrabiota Landschaftsarchitekten und Stadtplaner zufolge gibt es in dem Bereich mit seinen "bewaldeten Hangleiten" nur vereinzelt Flächen, denen ein "niedriger Raumwiderstand" bescheinigt werden kann, die sich also für den Bau einer Querung eignen. Derzeit lasse sich daher kein Korridor ableiten, in dem "nur mit geringen bis mittleren Raumwiderständen" zu rechnen sei. Hinzu kommt, dass sich in dem Areal ein Landschaftsschutzgebiet befindet und dieses nach der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH-Gebiet) europarechtlich geschützt ist.

Dennoch soll nun ein geeignetes Fachbüro für eine Machbarkeitsstudie gesucht werden. Gut möglich also, dass doch eine Brücke für Fußgänger und Radler gebaut wird, oder in nicht allzu ferner Zukunft Gondeln über das Isartal schweben, in denen jeweils bis zu 30 Menschen Platz finden - und in denen sogar Kinderwagen, Rollstühle und Fahrräder mitgenommen werden können.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusLong- und Post-Covid
:"Und dann kam wieder ein Rückfall"

Sie müssen Schritt für Schritt wieder in den Alltag zurückfinden und jedes kleinste Warnsignal des Körpers möglichst früh erkennen: Über das Leben mit Long-Covid und wie eine Klinik in München versucht, Betroffenen zu helfen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: