Geldpolitik:US-Notenbank erhöht Leitzins um Viertel-Prozentpunkt

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Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in Washington (Foto: J. Scott Applewhite/dpa)

Damit setzt die Fed ihren Kampf gegen die Inflation wie erwartet moderat fort. Die Spanne für den Leitzins beträgt nun 5,0 bis 5,25 Prozent. Es dürfte die vorerst letzte Erhöhung gewesen sein.

Die US-Notenbank Fed setzt die Serie der Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation fort. Wie von vielen Investoren erwartet, erhöhte sie Leitzins am Mittwoch um einen viertel Prozentpunkt auf die neue Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent. Noch Anfang 2022 lag er nahe der Null-Marke. Dies ist nun die zehnte Erhöhung in Folge.

Der neue Wert ist der höchste seit 2007, also vor Beginn der weltweiten Finanzkrise. Damit hat der jüngste Bankenkollaps in den USA - der Zusammenbruch der First Republic Bank - die Fed nicht davon abgehalten, weiter leicht die Zinsen zu erhöhen. Nun könnte allerdings eine Pause folgen. Der Leitzins ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken bei Notenbanken Geld leihen können.

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Im vergangenen Jahr hatte die Fed mehrmals den Leitzins um beachtliche 0,75 Prozentpunkte angehoben. Damit hatte die Zentralbank ein Tempo vorgelegt wie seit Jahrzehnten nicht. Sie leitete diese Zinswende vor gut einem Jahr ein. Damals lag der Leitzins bei nahezu null. Zuletzt setzte die Fed aber auf kleinere Zinsschritte. Die US-Notenbanker rechnen zum Jahresende im Mittel mit einem Leitzins von 5,1 Prozent. Dieser Wert ist mit der aktuellen Erhöhung erreicht.

Die Fed musste bei ihrer Entscheidung abwägen: Was ist wichtiger, die Sorgen im Bankensektor zu beruhigen oder die hohen Verbraucherpreise zu bekämpfen? Denn die aggressiven Zinserhöhungen der Fed haben auch einen Teil der Turbulenzen im Bankensektor verstärkt. Die kollabierten Banken hatten sich nicht ausreichend gegen steigende Zinssätze geschützt. Höhere Zinsen verringerten den Marktwert der Wertpapierebestände der Banken.

Mit der First Republic Bank ist gerade erst ein weiteres strauchelndes US-Geldhaus zusammengebrochen. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der Branchenführer JP Morgan Chase die in Schieflage geratene Bank in einer staatlich koordinierten Rettungsaktion übernimmt. Nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank und der Signature Bank im März hatte es zunächst so ausgesehen, als seien die Turbulenzen überwunden.

Verbraucherpreise sind weiter zu hoch

Der Fed muss nun in ihrer Geldpolitik ein Spagat gelingen, denn weitere deutliche Zinserhöhungen könnten den Markt verunsichern. Gleichzeitig sind die Verbraucherpreise in den USA weiter zu hoch. Die Inflation moderat zu halten, ist die klassische Aufgabe der Notenbanken. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr Geld für Kredite ausgeben oder leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht einfach weitergeben und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass die Wirtschaft abgewürgt wird.

Die hohe Inflation in den USA hatte sich zuletzt zwar stärker als erwartet abgeschwächt. Im März stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um fünf Prozent. Es war der niedrigste Anstieg seit Mai 2021. Aber dieser Wert ist immer noch weit entfernt von der angestrebten Inflationsrate der Fed von durchschnittlich zwei Prozent. Gleichzeitig ist der Arbeitsmarkt weiter robust. Was eigentlich gut klingt, kann aber die Verbraucherpreise weiter in die Höhe treiben. Denn ein starker Arbeitsmarkt bedeutet oft, dass die Löhne steigen und damit auch die Inflation.

Die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor könnten wegen einer zurückhaltenden Kreditvergabe einen ähnlichen Effekt haben wie Zinserhöhungen und die Nachfrage dämpfen. Darauf setzte auch Fed-Chef Jerome Powell zuletzt. Unruhe herrscht aktuell an den Märkten aber auch wegen des Streits um die Schuldenobergrenze. US-Finanzministerin Janet Yellen warnte, dass ein Zahlungsausfall der größten Volkswirtschaft der Welt bereits am 1. Juni drohen könnte, sollte die Schuldengrenze nicht angehoben werden. Auch das belastet die US-Wirtschaft - und könnte das Wachstum drücken.

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