Unter Bayern:Verlieren mit Stil

Unter Bayern: Als Leipzig in einem nicht ganz unwichtigen Spiel 2:1 in Führung ging, machten sich die sogenannten Fans zu Tausenden aus dem Staub.

Als Leipzig in einem nicht ganz unwichtigen Spiel 2:1 in Führung ging, machten sich die sogenannten Fans zu Tausenden aus dem Staub.

(Foto: IMAGO/Revierfoto/IMAGO/Revierfoto)

Fans des FC Bayern haben in den vergangenen Wochen ein Gefühl kennengelernt, das Sechzgern bestens vertraut ist. Nur können die Roten damit noch nicht umgehen.

Kolumne von Sebastian Beck

Auch das Verlieren kann eine große Kunst sein. Gerade an diesem Wochenende gibt es speziell für die Fans des FC Bayern eine prima Gelegenheit, mal ein bisschen Frustrationstoleranz zu üben. Damit tun sie sich bisher ziemlich schwer.

Wenn man einmal im Jahr als Sechzgerfan in die Allianz Arena verschleppt wird, dann fällt als Erstes auf, wie mies die Stimmung in dieser leicht rotstichigen Marketinganlage ist. Führt der FC Bayern zur Pause nicht mit 3:0, kommen auf den Rängen Langeweile und Missmut auf. Als neulich die Leipziger in einem nicht ganz unwichtigen Spiel 2:1 in Führung gingen, machten sich die sogenannten Fans zu Tausenden aus dem Staub.

Das erinnert mich an meine Zeit als Trainer einer F- und E-Jugendmannschaft im Münchner Süden. Eine der wichtigsten Aufgaben bestand darin, die Tipps und Bemerkungen der Spielereltern zu ignorieren ("Sind wir hier born to lose?"). Mit der Zeit wuchs die Mannschaft aber zum Schrecken des Oberlands heran. Okay, das ist jetzt stark übertrieben. Aber für das Nachbardorf A. reichte es allemal. Als die Buben dort in einem Spiel schon vor der Pause mit einigen Toren in Führung lagen, kehrte nicht etwa das Publikum dem Fußballplatz den Rücken. Der Keeper von A. hatte die Schnauze voll und machte sich in Torwartkluft buchstäblich über den Acker davon. Auf meine besorgte Frage, ob man den Deserteur nicht einfangen müsse, antwortete der Trainerkollege von A., das komme bei dem schon mal vor, er sei halt sehr sensibel, im Übrigen müsse man sich keine Sorgen machen, weil der Bauernhof da oben auf der Anhöhe das Elternhaus des traurigen Torwarts sei.

Als Sechzgerfan kann man anfügen, dass noch nie ein Torwart der Blauen einfach so während des Spiels aus dem Stadion abgehauen ist, um sich auf der anderen Straßenseite im Blue Adria eine Frusthalbe reinzuschütten. Dabei hätten sie so oft Grund dazu gehabt. Man möchte gar nicht wissen, was im Grünwalder Stadion los gewesen wäre, wenn die Sechziger auf Platz 2 der Bundesliga gestanden und gegen Leipzig gespielt hätten. Man hätte die Schreierei bis nach Augsburg gehört. Aber leider: alles Konjunktive.

So werde ich auch die nächste Saison wieder im Grünwalder Stadion stehen. Davonlaufen kommt nicht Frage.

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