Chormusik:Ein Schwung Hits zum Dreißigsten

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30 Jahre "Mixed Voices": Roland Hammerschmied und sein Chor haben zum Jubiläum die Aula des Geretsrieder Gymnasiums gleich dreimal gebucht. Der Andrang ist gewaltig. (Foto: Harry Wolfsbauer)

In ihrem Jubiläumsprogramm präsentieren sich die "Mixed Voices" unter der Leitung von Roland Hammerschmied als großes Gemeinschaftsprojekt, das Lust auf mehr macht.

Von Sophia Coper, Geretsried

Beim ersten Ton ist sofort klar: Langweilig wird es heute nicht. Das Ensemble des A-Cappella-Chors Mixed Voices steht auf der Bühne in der Aula des Gymnasium Geretsried, wobei von Stehen eigentlich keine Rede sein kann. Stets sind die Sänger und Sängerinnen in Bewegung, wippen leicht im Takt oder schnipsen mit den Händen, lebendig vibriert es ins Publikum hinein.

Seit nunmehr 30 Jahren sind die Mixed Voices fester Bestandteil der Geretsrieder Kulturszene, anlässlich dieses Jubiläums gab es am Wochenende gleich drei aufeinander folgende Konzerte. Auf dem Programm: "neue Stücke und ein ganzer Schwung an Hits der vergangenen Jahre", wie Chorleiter Roland Hammerschmied zur Begrüßung verkündet. Hammerschmied ist schon von Anfang an mit dabei und wurde bereits mehrfach für seine Verdienste um die Geretsrieder Chorlandschaft ausgezeichnet. 2018 erhielt er die Isar-Loisach-Medaille.

Vor dem Konzert gibt sich Hammerschmied bescheiden. Verändert habe sich in den vergangenen Jahren nicht viel, sagt er. "Wir singen a cappella, und unser Repertoire setzt sich aus weltlichen und geistlichen Liedern zusammen." Selbst nach 30 Jahren gingen ihnen die Songs nicht aus. Die Szene sei gewachsen und mit ihr die Zahl und Vielfalt der Arrangements. Auch beim Blick in die Zukunft bleibt Hammerschmied vorsichtig: "Wir hoffen, dass uns das Publikum treu bleibt", sagt er.

Wer keinen Sitzplatz ergattern konnte, steht

Ein Blick durch die vollen Stuhlreihen der Aula lässt nichts anderes vermuten. Wer keinen Sitzplatz ergattern konnte, verbringt den rund zweistündigen Abend stehend auf den Emporen der oberen Stockwerke. Viele Gäste sind aus ganz verschiedenen Ecken des Landkreises angereist, für die wenigsten ist es das erste Konzert. "Ich verfolge den Chor seit seiner Gründung und komme zu allen Aufführungen", erzählt eine 73-jährige Geretsriederin. "Es ist toll, so etwas vor der Haustür geboten zu bekommen und nicht extra nach München fahren zu müssen." Als Frühaufsteherin gehe sie eigentlich immer sehr zeitig ins Bett, doch "für die Mixed Voices bleibe ich wach!", sagt sie lachend.

Im Mittelpunkt des Jubiläumsprogramms stehen weltliche Popsongs, von zeitlosen Klassikern wie "Don't stop me now" oder "Crazy little thing called love" von Queen bis hin zu Hits der Nullerjahre wie "Happy Ending" von Mika oder "Grenade" von Bruno Mars. Ausnahmslos gelingen dem Ensemble harmonisch und rhythmisch präzise Interpretationen, die vor Freude und Energie nur so sprudeln.

Obgleich Hammerschmied als Leiter und Dirigent aus dem rund 30-köpfigen Chor hervorsticht, wird über den Abend hinweg deutlich, dass die Mixed Voices ein großes Gemeinschaftsprojekt sind. Verschiedene Sängerinnen und Sänger moderieren das Programm, erzählen von Beweggründen für die Auswahl bestimmter Stücke oder auch von der Hochzeit eines Mitglieds, für die das Repertoire erweitert wurde.

An Nachwuchs mangelt es nicht

Auch gibt es Zeit und Platz für kleinere Gruppenarrangements. Ein Frauenquartett singt humorvoll inszeniert von der Liebe, der Eifersucht und dem Begehren. Mal a cappella, mal mit Klavierbegleitung heißt es schalkhaft "Kiss me" ( Sixpence None the Richer) oder "I made you look" (Meghan Trainor). Einziger Wermutstropfen ist der akustische Kontrast zu der vorangegangenen Klangstärke des Chores, die vier Stimmen natürlich nicht erreichen können.

Eine der Sängerinnen ist Doris Sindel, die bereits seit 15 Jahren mit von der Partie ist. "Ohne Singen geht es bei mir nicht", schildert sie in der Pause ihre Motivation. Bei den Mixed Voices reize sie vor allem das abwechslungsreiche Programm. "Die Kombination aus geistlichen und weltlichen Liedern macht einfach Spaß", sagt sie. Bemerkenswert sei ebenfalls, dass es nicht an Nachwuchs mangle. "Das ist keine Selbstverständlichkeit", so Sindel.

In der Tat ist das Ensemble altersmäßig sehr durchmischt, was sich auch im Publikum widerspiegelt. Zwar sind die meisten Haarschöpfe grau meliert, doch neben älteren Herrschaften tummeln sich auch Kleinkinder und junge Erwachsene zwischen den Stuhlreihen. Grund für das Interesse ist neben der hohen Qualität des Chores und der Nähe zum Wohnort vielleicht auch der kostenlose Eintritt: "Eine Tradition, um jedem und jeder die Möglichkeit zu geben vorbeizuschauen", wie Hammerschmied zum Abschluss betont. Tosender Applaus und das treue Publikum geben ihm recht. Wer einmal da war, kommt sehr wahrscheinlich wieder.

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