Gesundheit:Coaching auf dem Pausenhof

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Hier beginnt der neue "Kraft-Weg" der Erich-Kästner-Schule: Rektor Torsten Bergmühl, Gemara-Geschäftsführer Simon Hahnzog, Konrektorin Michaela Bonnkirch-Sapper und Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (von links) bei der Eröffnung. (Foto: Claus Schunk)

Der neue Kraft-Weg an der Erich-Kästner-Schule in Höhenkirchen-Siegertsbrunn ist eine Art Trimm-dich-Pfad für Körper und Seele: Schüler und Lehrer bekommen hier per Smartphone-App Tipps für Gymnastikübungen und Anstöße zum Nachdenken.

Von Patrik Stäbler, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Vor der feierlichen Enthüllung kommt die Verhüllung - und die gestaltet sich nicht ganz einfach an diesem Nachmittag, an dem der Wind wüst um die Erich-Kästner-Schule in Höhenkirchen-Siegertsbrunn bläst. Und so braucht Konrektorin Michaela Bonnkirch-Sapper die Hilfe eines Kollegen sowie extra viel Tesafilm, ehe das blaue Schild mit der Aufschrift "Dein Kraft-Weg beginnt hier!" an der Seitenwand der Grund- und Mittelschule verdeckt ist - mit Geschenkpapier, das bunte Schmetterlinge zieren.

Schließlich sei dieser digitale Trimm-dich-Pfad ein "wunderbares Geschenk", betont Michaela Bonnkirch-Sapper wenig später, nachdem sie das Schmetterlingspapier heruntergerissen und den "Kraft-Weg" somit offiziell eröffnet hat - gemeinsam mit Rektor Torsten Bergmühl, Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD) sowie Simon Hahnzog. Letzterer ist Geschäftsführer des Münchner Start-ups Gemara und damit verantwortlich für jenes Präsent.

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Denn Hahnzog hat der Erich-Kästner-Schule einen jener "Kraft-Wege" spendiert, die seine Firma bislang vor allem für Unternehmen und Organisationen angelegt hat. Künftig wolle er mit seinem Angebot schwerpunktmäßig Schulen adressieren, sagt der Unternehmer und Psychologe. Quasi als Pilotprojekt und Anschauungsobjekt soll dabei der "Kraft-Weg" in Höhenkirchen-Siegertsbrunn dienen - der bundesweit Erste seiner Art für eine Bildungseinrichtung.

Jene Spaziergänge unter Anleitung, von denen es laut Hahnzog mehr als 500 in Deutschland und Österreich gibt, könne man sich vorstellen wie einen Trimm-dich-Pfad, sagt der Firmenchef. "Jedoch geht es nicht um Fitness und Leistungssteigerung, sondern um Gesundheitsförderung." Konkret werden die einzelnen Stationen des Kraft-Wegs mit dem Smartphone in der Hand und mittels einer kostenlosen App abgegangen; am Startpunkt ist hierfür ein QR-Code auf dem blauen Schild abgedruckt.

Der Rundkurs wird mit dem Smartphone und einer kostenlosen App abgegangen

Zu Beginn entscheiden sich Nutzerin oder Nutzer für einen Themenbereich, dem sie sich auf dem Spaziergang widmen wollen. Im Falle des Erich-Kästner-Wegs - so heißt der digitale Trimm-dich-Pfad in Höhenkirchen-Siegertsbrunn - sind dies beispielsweise Kopfschmerzen oder Rückenleiden, was wohl eher für Lehrkräfte gedacht ist. Zugleich gibt es aber auch Themenbereiche, die vornehmlich Teenager ansprechen dürften. Etwa: "Wenn dich keiner mag." Oder: "Wenn du traurig bist."

Ist das gewünschte Thema gewählt, führt einen der Kraft-Weg auf eine 800 Meter lange Rundtour mit sieben Stationen, an denen man jeweils ein 45- bis 90-sekündiges Video auf dem Smartphone anschaut. In diesem werden verschiedene Körper- und Gedankenübungen vorgeführt, die wahlweise zum Nachmachen oder Nachdenken anregen sollen. Beispielsweise zeigen die Videos eine Gymnastikübung für den Rücken oder geben einen Gedankenanstoß, über den es bis zur nächsten Station nachzugrübeln gilt.

Die Firma Gemara bewirbt ihre Kraft-Wege als "Mini-Coaching für die Mittagspause". Simon Hahnzog zufolge richtet sich der Erich-Kästner-Weg sowohl an Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte als auch an die Bevölkerung im Ort. "Der Standort ist dafür sehr gut geeignet", sagt Bürgermeisterin Konwitschny mit Blick auf das benachbarte Pfarrzentrum und die nahe Bücherei. Sie schätze an dem Kraft-Weg, dass er Menschen zum Rausgehen bewege - im wörtlichen und übertragenen Sinne. "Man ist nicht nur körperlich draußen, sondern verlässt auch gedanklich den üblichen Trott und nimmt eine andere Perspektive ein."

Geh mal raus: Unterwegs mit dem Blick auf das Smartphone. (Foto: Claus Schunk)

Gerade im Nachgang der Pandemie sei ihre Schule bemüht, Kinder und Jugendliche "nach draußen in die Natur zu bringen", sagt Konrektorin Michaela Bonnkirch-Sapper. Hierbei könne der Kraft-Weg helfen - getreu dem Namen der Firma Gemara, der sich aus den Anfangsbuchstaben von "Geh mal raus" zusammensetzt. Dass Simon Hahnzog auf die Erich-Kästner-Schule zugekommen ist und ihr einen kostenlosen "Kraft-Weg" angeboten hat, sei "eine tolle Sache", freut sich die Konrektorin. Normalerweise müssten Bildungseinrichtungen hierfür eine Gebühr von 4800 Euro für drei Jahre entrichten, sagt der Geschäftsführer der 2022 gegründeten Firma. "Die Idee ist, dass die Schulen Sponsoren finden, die diese Kosten übernehmen."

Ob dieses Konzept aufgeht, ist freilich noch offen. An der Erich-Kästner-Schule ist man jedenfalls überzeugt von der Idee. "Der Kraft-Weg kann die Schüler dazu animieren, mental und körperlich etwas zu tun", sagt Michaela Bonnkirch-Sapper. Und auch Lehrkräften ermögliche er, zwischendurch Kraft zu tanken und sich zu entspannen. "Denn egal, wie viel Yoga wir auch machen", sagt die Konrektorin, "Rückenschmerzen und Nackenverspannungen haben wir doch alle."

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