Obama-Stratege David Plouffe bei Uber:Erst die Republikaner, dann die Taxifahrer

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David Plouffe heuert bei Uber an. (Foto: Getty Images)

Zweifler nennt er "Bettnässer": David Plouffe wird Lobbyist für den Fahrdienst Uber. Der Mann, der Barack Obama zweimal zum Präsidenten gemacht hat, soll nun gegen die Taxifahrer dieser Welt kämpfen.

Von Jannis Brühl

Wer David Plouffe bei einer freundschaftlichen Partie Football verhöhnt, wird umgerempelt. Alles ist für den 47-Jährigen ein Wettkampf. Jetzt bekommen es die Taxifahrer dieser Welt mit ihm zu tun. Plouffe, einst einer der wichtigsten Strategen von US-Präsident Barack Obama, wird Cheflobbyist von Uber. Das Unternehmen bietet eine Smartphone-App an, die Nutzern Fahrer vermittelt. Dass die oft keine Beförderungslizenz haben, ruft Behörden auf den Plan und das traditionelle Taxi-Gewerbe, das sich bedroht fühlt. Das Unternehmen hat mächtige Verstärkung aus der Politik also bitter nötig.

"Überraschend kontrovers" sei man geworden, schreibt Uber-Gründer Travis Kalanick auf dem Firmen-Blog. Von Ende September an werde deshalb Plouffe für Ubers "politische Aktivitäten, Kommunikation und Markenbildung" zuständig sein.

Das Unternehmen stellt sich wohl auf einen harten, langen Streit mit der Politik ein. Mehrere deutsche Städte, darunter Berlin und Hamburg, versuchen derzeit, einen Dienst von Uber zu verbieten: Die Fahrer seien nicht geprüft und hätten keine Erlaubnis, kommerziell Personen zu befördern, so die Begründung. Kalanick schreibt, es sei "Wahlkampf und wie sich herausstellt, heißt der Kandidat Uber". Der Gegner: "das große Taxi-Kartell". Deshalb wolle er jemanden mit Erfahrung im Politikgeschäft. Plouffe bringt diese mit und pflegt aus seiner Zeit bei den Demokraten obendrein ein gutes Verhältnis zu Gewerkschaften - Ubers härtesten Gegner.

Auch in San Francisco, der Heimat des Unternehmens, gibt es Ärger und schlechte PR. Der Konkurrent Lyft beklagt, dass Uber mit rabiaten Methoden seine Marktposition sichere. Und die Taxi-App GetTaxi hat erst diese Woche 150 Millionen Dollar von Investoren aufgetrieben, um Uber anzugreifen.

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Uber, der Taxi-Dienst für Privatwagen, klingt progressiv. Aber was, wenn ausschließlich der Markt über die Preise bei Regen und Schnee bestimmt? Das ist das Letzte, was kranken und alten Menschen zu wünschen wäre.

Ein Kommentar von Michael Kuntz

Plouffe kennt die amerikanische Politik wie kaum jemand sonst in seinem Alter. 1990 begann der Mann aus Delaware an der Ostküste für die Demokraten zu arbeiten und führte mehrere Wahlkämpfe, einige mit besonders schmutzigen Vorwürfen. Als "unbeschränkte chemische Kriegsführung", beschrieb das ein Beobachter im Gespräch mit der New York Times. Zusammen mit dem Berater David Axelrod war er maßgeblich daran beteiligt, dass Barack Obama 2008 in den demokratischen Vorwahlen Favoritin Hillary Clinton besiegte und schließlich Präsident wurde. Plouffe verließ zwischenzeitlich die Politik, verdiente viel Geld, half dann aber 2012 bei Obamas Wiederwahl mit.

Obamas Mastermind

Trotz seines aggressiven persönlichen Stils macht er keine Politik aus dem Bauch heraus, sondern arbeitet vor allem datengetrieben: Privat interessiert er sich für Baseball-Statistiken, im Auftrag Obamas setzte er auf so genanntes Micro-Targeting. Er ließ anhand einer gigantischen Datenbank genau berechnen, welche Wähler mit welcher Wahlwerbung bearbeitet werden müssen, um sie an die Wahlurne zu bringen - und dann dazu, für Obama zu stimmen. Sich auf Mathematik zu verlassen, passt zu einer kalifornischen Tech-Firma wie Uber. Auch die Disziplin der Kampagne wird ihm angerechnet: Klare Botschaft ("Yes we can"), wenige Leaks, kein öffentlich ausgetragener Streit wie bei anderen Kandidaten. Plouffe schlief wenig, aß viele Cheeseburger und gewann am Ende immer.

Zu seiner Zahlenbesessenheit kommt der hemdsärmeliger Stil eines politischen Beraters. Journalisten sind für ihn "Schakale", wer seine Visionen schlecht macht, ein "Bettnässer". In seinem High-School-Jahrbuch scherzte er der New York Times zufolge, dass er sich überlegte habe, "der Mafia beizutreten", sich dann aber doch an der Universität einschrieb. Das war ein Witz, aber vielleicht auch eine kleine Drohung.

Obwohl er sich gern über die "ätzende Kultur" in Washington beschwert, in der jeder Politik als Werkzeug benutze, um Geld zu verdienen, nahm er angeblich problemlos einen siebenstelligen Betrag für einen Buchvertrag an. Auch mit Reden verdiente er Geld, für Auftritte in Aserbaidschan und Nigeria wurde er allerdings kritisiert, weil die Veranstalter zweifelhafte Verbindungen zu autoritären Politikern hatten. Unter öffentlichem Druck spendete Plouffe das Geld für den Aserbaidschan-Auftritt schließlich für einen guten Zweck. Plouffe weiß ja, wie man der Öffentlichkeit gibt, was sie will. Jetzt soll er ihr vermitteln, dass sie nicht auf das angebliche "Taxi-Kartell" hören soll.

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